Stefanie und Manfred mit RSP-Direktor Sareth Brak in 2019

Stefanie und Manfred aus Bückeburg sind seit 2020 Mitglieder unseres Fördervereins.

Im Interview erzählen sie, was sie mit Kambodscha und RSP verbindet und warum sie, als sie 2019 ihr Haus verkauften, einen Teil des Erlöses für die Fertigstellung des RSP-Krankenhauses spenden wollten.

Stefanie und Manfred, erzählt doch einmal, wer ihr seid?

Wir leben seit letztem Jahr in der Nähe von Bückeburg, sind beide im pädagogischen Bereich tätig. Unsere Tochter studiert in Berlin und Göttingen und so zog 2020 im Mai unsere wunderbare Hündin Mala (aus dem Tierschutz) bei uns ein und erleichtert uns die Zeit ohne Kind. Die aktive Familienzeit vergeht einfach viel zu schnell, auch wenn junge Eltern das oft nicht glauben können. Unser Apell „Genießt es!“. Okay, wir haben jetzt wieder Zeit für andere Dinge, zum Beispiel Reisen und hiermit beginnt unsere Kambodscha-Liebe.

Wie seid ihr auf RSP aufmerksam geworden und was war eure Motivation, euch genau für diesen Verein zu engagieren?

Wir planten für 2019 unsere erste Reise nach Kambodscha. Das Land interessierte uns besonders aufgrund seiner spannenden alten und tragischen jüngeren Geschichte. Asien lieben wir ohnehin. Im April sollte es losgehen und im Mai würden wir auch unseren 20. Hochzeitstag feiern. Ein guter Grund dieses Jubiläum mit der Reise zu verbinden. Über einen Bekannten bekamen wir den Kontakt zu Sareth Brak. Wir wollten ihn bitten, während unseres Aufenthaltes in Phnom Penh eine kleine Segenszeremonie im Wat Onaloum für uns abzuhalten und so gut gewappnet in weitere 20 Jahre zu starten. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir RSP noch gar nicht. Erst bei unserer Recherche, was wir Sinnvolles spenden könnten, um uns für die Zeremonie zu bedanken, wurde uns die wichtige Arbeit von Sareth und RSP bewusst. Wir lernten Sareth so erst übers Internet und Textnachrichten und später dann in Phnom Penh persönlich kennen. Wir hatten sofort einen guten Draht zueinander und auch nach unserer Reise hielten wir Kontakt. Im Juni reiste Sareth dann nach Europa, besuchte Deutschland, warb um Sponsoren für RSP und machte dann ein paar Tage bei uns (damals noch im Umland von Hannover) Halt. Wir lernten uns besser kennen, machten eine Sighseeing-Tour, hatten bereichernde Gespräche und die regionale Presse machte ein tolles Interview mit uns. Auch nach Sareths Abreise war klar, wir wollen in Kontakt bleiben und uns für RSP engagieren.

Gab es einen Auslöser für eure Spendenhandlung?

Nachdem das Jahr 2019 mit unserer Reise nach Kambodscha so wunderbar begonnen hatte, überschattete ab August ein schlimmes Ereignis unser Leben. Wir entschlossen uns daraufhin schweren Herzens unser altes Haus zu verkaufen, um nicht ständig an das Erlebte dort erinnert zu werden. Bei aller Herausforderung dieser Zeit hatten wir dann das Glück ein schönes neues Zuhause zu finden. Aus dieser großen Dankbarkeit heraus, dass wir wieder durchatmen können und ein schönes Dach über den Kopf haben, war es uns wichtig etwas zu Geben und etwas Glück (zumindest in finanzieller Form) zu teilen. Da wir wussten, dass das RSP-Krankenhaus zur Fertigstellung noch reichlich Geld benötigte, fanden wir es sehr passend aus dem Erlös unseres alten Hauses für das neue Krankenhaus zu spenden. Sozusagen „ein Dach für ein Dach“.

Mit eurer Spende unterstützt ihr das bisher ehrgeizigste Projekt von RSP: Die Fertigstellung des RSP-Krankenhauses für eine medizinische Versorgung für Tausende Menschen. Warum habt ihr euch für dieses Projekt entschieden?

Die gesundheitliche Versorgung der Menschen in Kambodscha haben wir als großes Problem wahrgenommen. In den Städten und besonders im ländlichen Bereich ist Gesundheit eher Glückssache, als auf medizinische Unterstützung zurückzuführen. In Siem Reap haben wir eine lange Schlange von Eltern mit ihren kranken Kindern vor der gemeinnützigen Kinderklinik warten sehen. Auf dem Land müssen Kranke und Verletzte lange Wege zu medizinischer Versorgung auf sich nehmen und in den meisten Fällen können sie diese gar nicht bezahlen. Sareth erzählte uns, dass Bauern, die bei einer akuten Verletzung oder Erkrankung Hilfe brauchen, oft nur ein Stück Land verkaufen können, um diese Hilfe bezahlen zu können. Oft ist das aber nicht möglich.

Das krasse Gegenteil zur Versorgung der oft armen Bevölkerung stellen die hochmodernen Kliniken für Privatzahler dar. Durch einen Sturz kam ich in den Genuss einer Behandlung einer sehr luxuriösen Klinik in Siem Reap. Bevor ich überhaupt einen Arzt sah, war ich 100 Dollar Gebühr los (ohne die Kosten für die Untersuchung und Medikamente). So ein Betrag ist für die wenigsten Kambodschaner*innen leicht aufzubringen. Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt dort bei 1367 €. Es ist also dringend notwendig, dass Projekte wie das RSP-Krankenhaus gefördert werden, welche die Menschen kostenfrei behandeln.

Habt ihr bereits Kambodscha besucht und wie habt ihr das Land und die Menschen erlebt?

Wie schon beschrieben, reisten wir im April 2019 das erste Mal nach Kambodscha. Es war ein einmaliges Erlebnis und die Erinnerungen an die Hitze, die Geräusche von Stadt, Land und Dschungel, die Gerüche…Das ist alles noch sehr präsent. Wir haben das Land als unglaublich vielfältig erlebt, sowohl kulturell als auch landschaftlich. Die Menschen haben uns nachhaltig beeindruckt. Bei allen Problemen strahlt alles viel Gelassenheit und Lebensfreude aus. Der Verkehr in Phnom Penh ist zum Beispiel für unsere westlichen Begriffe ein fast lebensgefährliches Chaos. Trotzdem hat dieses Chaos Struktur und vor allem strahlt es keinen Stress aus, sondern vielmehr Lebendigkeit und Spaß. Das muss man erlebt haben und sich nach der ersten Verunsicherung einfach mitreißen lassen.

Kambodscha hat eine sehr junge Bevölkerung, da die älteren Generationen dem Genozid der Roten Khmer zum Opfer fielen. Den älteren Menschen sieht man ihr hartes Schicksal, ihren Verlust und das Leid an und man fragt sich, wie sie das überleben konnten. Wir haben uns in unseren Tagen in Phnom Penh intensiv mit der jüngeren Geschichte des Landes beschäftigt und parallel zu den Besuchen der Gedenkstätten Erfahrungsberichte dieser Zeit gelesen. Das geht unter die Haut und bewegt nachhaltig. Man muss sich vorstellen, dass Kambodscha eines der modernsten Länder Asiens war, bevor die Roten Khmer unter Pol Pot versuchten das Land in einen steinzeitlichen Bauernstaat zurückzuführen. Wer sich Filme aus den 60ern über das Land anschaut und dann mit der Zeit unter Pol Pot vergleicht und heute noch die Schäden und Spuren dieser Zeit sieht, der kann diesen Unterschied kaum fassen. Es braucht nicht viel, um eine blühende moderne Gesellschaft zu zerstören. Daran sollte man (sich) immer erinnern.

Was sind eurer Meinung nach die größten Herausforderungen in Kambodscha? Glaubt ihr, dass der/die Einzelne etwas dagegen unternehmen kann?

Neben dem Ausbau sozialer Sicherungssysteme, der Ermöglichung von Bildung und Gesundheit, braucht das Land Schutz. Zum einen vor sich selbst, vor der Ausbeutung seiner Ressourcen und vor der Zerstörung der Umwelt. Kambodscha hat ein massives Müllproblem, und zwar nicht nur im Hinblick auf die fehlende Infrastruktur, sondern eben auch aufgrund mangelnden Bewusstseins der Bevölkerung im Bereich Umweltschutz. Müll wird „wild“ entsorgt oder nah am Haus verbrannt. Das ist nicht nur katastrophal für die Umwelt, sondern auch extrem gesundheitsgefährdend für die Menschen. Kleinkinder spielen direkt neben den Müllfeuern und alle atmen fleißig die Dämpfe verkohlter Plastik. Zum anderen muss das Land vor dem Ausverkauf durch ausländische Investoren geschützt werden, denn diese haben weniger Interesse am Erhalt von Umwelt und Kultur, als vielmehr am Erwerb billigen Landes.

Wir sind überzeugt, dass jede*re Einzelne der Bevölkerung selbst und auch wir von außerhalb etwas tun können. Sensibilisierung für diese Probleme (und es gibt sicher noch mehr) scheint uns ein guter, erster Schritt. Aber klar ist auch, dass dort wo Menschen jeden Tag um ihre Existenz kämpfen und sie mit sehr wenig auskommen müssen, die Prioritäten nicht grade im Bereich umwelt- oder sozialpolitischem Engagement liegen. Es braucht an vielen Stellen Unterstützung.

Werdet ihr euch in Zukunft weiterhin für Kambodscha oder ein anderes Land engagieren?

Wir haben große Sehnsucht nach Kambodscha und fühlen uns sehr verbunden. Natürlich werden wir versuchen uns weiter einzusetzen. Wir würden gern junge Leute aus Kambodscha und Deutschland zusammenbringen. Vielleicht gelingt uns eine Beteiligung am Austausch z.B. unserer Schulen. Wir würden gern junge Leute aus Kambodscha bei uns begrüßen und z.B. für den Umweltschutz begeistern. Die jüngere Vergangenheit Kambodschas und die Zeit des Dritten Reiches haben Parallelen und auch hierüber sollten sich Menschen hier und dort austauschen. Wir sind gespannt, wie sich unsere Freundschaft zu diesem Land und die Verbundenheit mit seinen Menschen noch entwickelt. Wir freuen uns darauf!